Vom Städte besichtigen hatten wir genug und es war an der Zeit Indien einmal abseits von Grossstädten und Menschenmassen kennezulernen. Wir konnten es kaum erwarten ein paar ruhigere Tage rundum Jaisalmer, im Westen von Rajasthan zu verbringen. Jaisalmer ist nur 60km von der Grenze zu Pakistan entfernt und dazwischen liegt die Thar Wüste. Die Luft hier ist extrem trocken und heiss bei ca. 34 Grad Celscius (und das in den Wintermonaten!!). Aber das hat uns nicht davon abgehalten eine 3-tägige Kamelsafari zu buchen. Es gibt kein besseres Transportmittel als diese zähen vierbeinigen Wüstenschiffe um in diesem Terrain voranzukommen.
Mit Sonnencreme, Sonnenbrille, Kopfbedeckung (Rajasthani-style!!) und langer Bekleidung starteten wir von Jaisalmer per Jeep los um unser erstes Frühstück in der Wüste bei Sonnenaufgang zu verzehren. Dort trafen wir auch unsere Kamele, die auf einmal doch etwas grösser und mächtiger ausschauten also wir uns das vorgestellt hatten. Man glaubt zuerst es ist unmöglich diese Viehe zu besteigen, aber von den langen Beinen soll man sich nicht abschrecken lassen! Man muss auch nicht raufklettern, sondern die Kamele bücken und knien sich auf den Boden und in der Sitzposition braucht man dann nur sein Bein auf die andere Seite des Sattels schwingen. Dann heissts gut festhalten, wenn das Kamel zuerst die Hinter- und dann die Vorderbeine austreckt um aufzustehen. Und voala, jetzt kann die gemütliche Reise losgehen.
Gemütlich ist hier etwas übertrieben. Schon nach ein paar Minuten mussten wir feststellen, dass Kamele, auch mit Sattel, nicht wirklich bequem zu reiten sind. Wir konnten uns nicht vorstellen das ganze 3 Tage durchzustehen. Aber wir knirschten die Zähne zusammen und lenkten uns ab indem wir uns mit unseren 3 Reiseführern und 4 Mitreisenden, 3 AmerikanerInnen und ein Argentinier, unterhielten.
Wegen der Hitze reitet man nur ca. 2 Stunden am Morgen und dann 2 Stunden am späten Nachmittag. Zu Mittag suchten wir uns ein schattiges Plätzchen wo wir uns auf Decken ausruhten, während unsere Reiseführer das Mittagessen zubereiteten. Es gab typisch rajasthanische Küche: Gemüse und Linsen mit Masalagewürz, Reis und Chapati. Chapati is ein einfaches Brot das über offenem Feuer gebacken wird. Es wird zu jeder Mahlzeit serviert und ersetzt das Besteck indem man die Hauptspeisen mit dem Brot “aufgabelt”. Und dazu gibts natürlich eine Tasse Masala Chai. Manche Inder trinken davon 10-15 Tassen am Tag!
Nach unserer Mittagspause wollten wir uns auf den Weg zu unserem Schlafplatz in den Sanddünen machen. Doch Phil’s Kamel war weit und breit nicht zu finden. Die Kamele werden normalerweise nicht festgebunden, damit sie sich selbständig auf Futtersuche machen können. Das ist gut für die Kamele, aber viel Arbeit für die Reiseführer, da sie oft weite Strecken zurücklegen um sie wieder einzufangen.
Mit Verspätung schafften wir es doch zu den idylischen Sanddünen wo wir die Nacht unter klarem Sternenhimmel, auf einfachen Decken, nur umgeben von Sand verbrachten.
Am nächsten morgen verabschiedeten wir uns von unseren Mitreisenden. Ihre Safari ging zu Ende, aber wir machten uns mit unserem Reiseführer Baju auf, um die Wüste noch weiter zu erkunden. Unser Hinterteil war etwas wund nach dem ersten Tag, aber man gewöhnt sich an den holprigen Gang der Kamele.
Einfach nur durch die Wüste reiten hört sich für viele wahrscheinlich langweilig an. Ich kann mit Überzeugung sagen, dass es immer etwas zu sehen gibt. Die Thar Wüste ist die dicht besiedeltste Wüste der Welt. Auf unserer Safari haben wir einige kleine Dörfer gesehen. Manche haben bis zu 500 Einwohner und andere bestehen nur aus 4 oder 5 Häusern. Die meisten Wüstenbewohner leben von der Landwirtschaft. Wir sind einigen Ziegen- und Schafbauern mit ihren Herden begegnet.Meistens auf dem Weg zu einem nahegelegnen Wasserreservoir oder Brunnen. Dort findet man in farbigen Saris gekleidete Frauen, die in grossen Töpfen Wasser vom Brunnen zum Dorf bringen. Getragen werden die 10 Liter Töpfe auf dem Kopf. Das ist eine 10 Kilogram schwere Kopfbedeckung! Sogar Mädchen jünger als 10 Jahre helfen beim Wassertransport. Ich versuchte diesen Mädchen etwas behilflich zu sein, aber konnte den Topf nicht einmal eine Minute auf meinem Kopf tragen. Diese Frauen und Mädchen sind echt bemerkenswert!
Viele der Dorfbewohner, die Englischkenntnisse haben, arbeiten im Tourismus. So wie unser Reiseführer Baju, begleiten sie Touristen auf Kamelsafaris. Baju ist in der Gegend aufgewachsen, kennt die Wüste wie seine Westentasche und weiss wie man mit Kamelen umgeht. Er hatte nicht die Möglichkeit zur Schule zu gehen, aber hat etwas Englisch gelernt im Umgang mit Touristen. Als Reiseführer verdient er ein Einkommen von dem er leben kann und er kann seine Eltern, die Bauern sind, zusätzlich unterstützen.
Hier findet ihr noch mehr Fotos von Jaisalmer und Safari.