Neuseeland stand für mich ganz oben auf der Liste von Länder die ich im Laufe unserer Weltreise unbedingt bereisen wollte. Es ist ein Land mit so viel einzigartiger und wunderschöner Naturlandschaft. Ich habe es mir immer ähnlich wie österreich vorgestellt, nur mit einem exotischen touch.
Unsere 4 Monate in Asien haben wir sehr genossen, aber es war an der Zeit für einen neuen Abschnitt. Denn unsere Reisegwohnheiten von Asien, Fortbewegungsmittel: öffentliche Buse und Züge, Verpflegung: für 1-3 Euro pro Mahlzeit auswärts essen, würden sich jetzt schlagartig ändern. Stattdessen besorgten wir uns unsere eigenen vier Räder – ein etwas älterer Campervan – der auch unser Schlaf-, Wohnzimmer und Küche für die nächsten 6 Wochen sein sollte. Denn wer mit beschränktem Budget reist, kann sich die Unterkünfte (billigsten Optionen sind 20-30 Euro/Person/Nacht) und drei Mahlzeiten pro Tag in Restaurants (für eine fleischige Hauptspeise 20-25 Euro) nicht leisten. Jetzt hies es zurück zum “Selbstversorger Dasein”. Und wir hatten absolut nichts dagegen!
Nach unserer Everestbaseamp Wanderung in Nepal, wo wir in sehr einfachen Unterkünften unterkamen und meistens Nudelsuppe und gebratene Kartoffeln oder Reis speisten, konnten wir es kaum erwarten den Luxus, der ein entwickeltes Land wie Neuseeland zu bieten hat, voll auszukosten. Mit “Luxus” meine ich keineswegs 5 Sterne Hotel übernachtungen, 3 Gänge Menüs in Toprestaurants oder mit dem Taxi durch die Stadt kutschiert werden. Für uns heisst das den nächsten Supermarkt oder Bauernmarkt abklappern um frisches Obst und Gemüse zu kaufen und dann selbst zuzubereiten. Frisches Obst und Gemüse gibt es natürlich auch in Asien, nur versuchten wir dort wegen Hygienebedenken uns auf die Sorten zu beschränken, die wir selber schälen konnten. Da bleibt ausser Bananen nicht viel übrig! Die erste Shoppingtour in einen Supermarkt in Auckland war für uns als wären wir im siebten Himmel mit so viel Auswahl an Produkten die wir vorallem die letzten Wochen vermisst hatten. Ganz oben standen Würstel (Ja da kennt man die waschechte österreicherin heraus!), Käse, Joghurt und natürlich Obst und Gemüse. Wer hätte gedacht, dass Lebensmittel besorgen so viel Spass machen kann.
Die ersten Tage verbrachten wir in der grössten Stadt des Landes, in Auckland. Unsere ersten Eindrücke waren überwältigend positiv. Wir konnten es kaum fassen wie sauber die Strassen und vor allem die Luft hier sind. Das sind ganz andere Standards als Grosstädte in Asien wie z.B. Kathmandu, Delhi!!, Ho Chi Minh und Bangkok. Auckland liegt am Meer zwischen zwei grossen Häfen. Man sieht weit und breit nichts ausser Segelboote und Schiffe dort. Den besten Ausblick auf die Stadt hat man von Berg Eden. Der war nur ein Katzensprung weit weg von unserem Hostel.
Auckland ist eine sehr attraktive Stadt und hat in den letzten Jahren einen Zuwanderungsschwung gesehen. Viele Kiwis (Spitzname für Neuseeländer und auch der Name des nationalen Vogels) sind nach den schweren Erdbeben in Christchurch im Jahr 2010-2011 nach Auckland gezogen, und Zuwanderer aus anderen Ländern lassen sich in Auckland nieder. Das führte zu einem Anstieg von Immobilienpreisen und viele Auckländer können sich ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr leisten. Viele sind frustriert mit der derzeitigen Regierung, da bis jetzt wenig geschehen ist um dem Trend entgegen zu wirken.
Um die unzähligen Naturwunder des Landes zu besichtigen stiegen wir unseren schneidigen Campervan, der uns nicht nur von A nach B bringen sollte, sondern auch unsere zu Hause für die nächsten 6 Wochen sein sollte. Ausgestattet mit Bett, Vorhängen, Stauraum, Abwasch, Kühlschrank, Gaskocher und Kochutensilien, sind wir mit unserem fahrbaren Haus von Auckland aus Richtung Norden gestartet.
Sobald man den dicht besiedelten Stadtraum verlässt sieht man weit und breit nur saftig grüne Hügel und Weideflächen für Kühe und Schafe. Man sieht, dass die Landschaft von Vulkangestein und früheren vulkanischen Aktivitäten geprägt ist. Die Wälder sind eine Mischung aus Nadel-, Laub- und Bambusbäumen. So eine Kombination aus alpinen und exotischen Pflanzen hab ich noch nie gesehen!
Unser Ziel war einer der nördlichste Punkt auf der Nordinsel – Cap Reinga oder Te Rerenga Wairua in Maori. Es ist alles in Englisch und Maori beschildert und viele Orts- und Strassennamen sind Maori. Was manchmal eine Herausforderung ist, da es oft lange Worte mit extrem vielen Selbstlauten sind. Am Cap treffen sich das Tasmanische Meer und der Pazifische Ozean.
Auf unserem Weg zurück in Richtung Süden, haben wir herausgefunden wie kontrastreich Neuseeeland’s Landschaft sein kann. Entlang der Westküste gibt es dort einen 90 Kilometer langen Sandstrand, den man bei Ebbe auch befahren kann. Hier konnten wir zum ersten mal unseren Allradantrieb testen. Gleich nebenan fanden wir die riesigen Te Paki Sanddünen. Wer hätte gedacht, dass man im Sand surfen kann!
Es gibt in Neuseeland nur noch wenige einheimische Pflanzen- und Tierarten die noch existieren. Viele invasive Arten wurden (oft unabsichtlich) importiert und verursachten das Aussterben der einheimischen Arten. Aber auch die menschliche übernutzung ist Schuld am Aussterben. Ein Beispiel sind die Kauri Bäume. Viele wurden, zuerst von Maori zum Kanubau (die ersten Maori kamen 1200) und dann von Europäern (die ersten kamen 1800) zum Schiff- und Möbelbau, abgeholzt. Heute sind nur wenige der uralten (1000- 2000 Jahre alten!!) Kauris übrig. Wir haben den grössten der noch lebenden Bäume, Tane Mahuta, in den Waipoua Wäldern gefunden.
Während auf der Nordhalbkugel gerade die ersten Frühlingstemperaturen zu spüren sind, erleben wir gerade Herbst. Damit geht eher unberechenbares Wetter einher und das durften wir für ein paar Tage zu spüren bekommen. Wegen Zyklon Cook sollte es drei Tage durchregnen. Das bedeutete für uns weniger Zeit im Freien und mehr Zeit im Campervan totschlagen. Leider konnten wir die Gegend rundum Rotorua, wo es heisse Quellen und Schlammbäder gibt, und dem riesigen Taupo See, der in einem Vulkankrater sitzt, deswegen nicht wirklich besichtigen. Die Gegend war ziemlich schwer von überschwemmungen betroffen.
Doch wir liesen uns nicht unterkriegen und schmiedeten unser Schlechtwetterprogram. Ein Stopp bei den Waitomo Glühwurm Höhlen hat sich echt ausgezahlt. Die Höhlen sind beheimatet von einer Glühwürmerart die nur in Neuseeland zufinden ist. Fotos haben wir dort leider keine machen dürfen, sonst hätten wir ja die leuchtenden Viechal geschreckt.
Während den regnerischen Tagen fanden wir auch Unterschlupf bei unseren Hobbit-Freunden in Mittelerde. Sie haben uns freundlicherweise in ihren Häusern und top-gepflegeten Gärten und im beliebten “Green Dragon Inn” Pub willkommen geheissen. Und wer hätte sich gedacht, dass die Hobbits so gute Bierbrauer sind.
Auch wenn wir uns die Stimmung vom vielen Regen und kalten Temperaturen nicht vermiesen lassen wollten, waren wir doch entäuscht, dass wir eine der schönsten und beliebtesten Wanderungen auf der Nordinsel nicht machen konnten. Die eintägige Tongariro Wanderung (eine längerer Wanderung hätte ich mir nach den 18 Tagen wandern in Nepal nicht einreden lassen :)) hätte uns die Möglichkeit gegeben, einen aktiven Vulkan zu sehen. Leider waren wir noch mitten im Zyklon Cook und nach nur 1,5 Stunden wandern in kalten Temperature, bei Regen und Wind (ohne wasserdichte Hosen) entschlossen wir uns wieder umzukehren. Die Kälte und Höhenluft der Himalayas steckte noch zu tief in unseren Knochen und Köpfen! Falls es noch einmal eine Neuseelandreise gibt, steht diese Wanderung fix auf dem Program.
Und weil wir extreme Wetterverhältnisse jetzt schon gewohnt waren, war unser nächster und letzter Stopp auf der Nordinsel die windigste Stadt der Welt. Wellington ist die Hauptstadt und liegt an der Cookstrasse, eine Meeresenge zwischen der Nord- und Südinsel Neuseeland’s, wo die Winde an 173 Tagen im Jahr im Durschnitt über 60 kmh erreichen. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es an manchen Tagen schwer ist, sich bei Gegenwind in den Strassen der Stadt fortzubewegen.
Auf dem Aussichtspunkt am Viktoriaberg hätte es uns fast verblasen! Echt schade, dass man dem Wind nur schwer entkommen kann, denn ansonsten ist Wellington eine Stadt mit viel Charakter, wo man gemütlich am Hafen entlang oder im Stadtzentrum in der Fussgängerzone herumschlendern kann.
Hier gibts noch mehr Fotos von unseren Abenteuern auf der Nordinsel:
Comments
1 CommentKaren
Apr 27, 2017Wow Tongariro sieht unglaublich schön aus! Enttauschend, dass das Wetter so schlimm war. Nächstes mal! Und dann komm ich mit 🙂