Bei unserer Entscheidung wo es nach unseren Safari Abenteuern in Kenia und Tanzania hingehen soll, richteten wir uns ganz nach den billigsten Flugpreisen. In der Auswahl waren entweder Uganda oder Ruanda. Die günstigeren Flüge von Dar es Salaam, die größte Stadt in Tanzania, gingen nach Kigali, die Hauptstadt Ruandas.
Da unsere Reise nach Ruanda eher spontan war, hatten wir nicht viel über das Land recherchiert. Von Kigali erwarteten wir uns eine Atmosphäre, ähnlich wie in anderen Großstädten in Ostafrika (Nairobi & Mombasa in Kenia und Dar es Salaam in Tanzania). Verkehrschaos (meist kreiert von Matatus – die öffentlichen Minibusse, die immer überfüllt sind und keine Verkehrsregeln kennen), Staus, Lärm, keine Verkehrsampeln, Smog von den Abgasen, und natürlich auch lebendige Straßen voll mit Straßenständen und -märkten und Frauen in ihren farbenfrohen Kleidern und Outfits. Es gibt auch absolut positive Aspekte in Städten!
Doch wir stellten bald fest, dass Kigali nicht ganz dem Klischee der ostafrikanischen Städte entspricht. Bei unserer Fahrt vom Flughafen waren wir fasziniert wie ruhig und organisiert die Straßen der Stadt sind. Staus gibt es kaum, Verkehrsampeln und Kreisverkehre werden eingehalten, kein Müll am Straßenrand. Wirklich eine der saubersten Städte die wir je gesehen haben!
Das absolut beliebteste und günstigste Forbewegungsmittel der Stadt sind “Motos”. In anderen Großstädte hätte ich gesagt man muss lebensmüde sein um auf so ein Moped Taxi zu steigen. Nicht in Kigali. Es gibt wenig Verkehr, alle Fahrer tragen Helme und haben immer einen extra Helm für ihre Passagiere parat. Die Motos sind vorallem praktisch weil die Stadt, sowie der Rest des Landes, extrem hügelig ist. Zu Fuß würde man nur langsam von A nach B kommen.
Man merkt, dass Ruanda in den letzten Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hat. Es ist bemerkenswert wie schnell sich das Land von dem schrecklichen Genozid gegen die Tutsis 1994 wieder erholt hat. Zumindest macht es so den Eindruck auf Außenseiter. Wir besuchten das Genozid Museum in Kigali und waren geschockt wieviele Ruander direkt von dem Völkermord betroffen waren und sind. Eine Statistik ist mir besonders ins Auge gestochen. Während des Genozids haben 70% der ruandischen Kinder ein oder mehrer Familienmitglieder verloren, 80% waren Zeugen eines Mordes oder versuchten Mordes eines Familienmitgliedes und 90% von Ruandas Kindern hatten Angst selbst umzukommen.
Es gibt viele Initiativen, die Betroffene bei der Aufarbeitung der Vergangenheit unterstützen und Schulungen für Kinder, um sicher zu gehen, dass die schrecklichen Gräultaten nicht wiederholt werden. Es wird einige Generationen brauchen, um diese Trauma zu überwinden.
Ruanda, wird auch das Land der vielen Hügel genannt. Diese Beschreibung kann man gut nachvollziehen wenn man dieses Land auch außerhalb der Hauptstadt bereist. Nachdem wir eher unerwartet ein paar extra Tage in Kigali verbrachten, da unsere Rucksäcke irgendwo auf dem Weg von Dar es Salaam, über Nairobi, verloren gingen, konnten wir es kaum erwarten einen der schönsten Nationalparks zu besuchen. Nach einer 5 Tage langen Wartezeit auf unser Gepäck, machten wir uns mit dem öffentlichen Bus in Richtung Vulkan-Nationalpark und Gisenyi, ein Ort am Kivu See, im Nordwesten des Landes auf.
Auf unserer Busfahrt lernten wir nicht nur einige nette Ruander kennen, sondern konnten auch die hügelige Landschaft erkunden.
Unser erstes Ziel war der Vulkan-Nationalpark, der Teil des Virungagebirgszugs ist und an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo liegt. Es war unsere Chance, Bisoke, einen der 8 Vulkane der Virungas zu besteigen.
Nach einer ziemlich steilen, 4 stündigen Wanderung durch Regenwald und subalpine Vegetation, erreichten wir den auf 3711m liegenden Kratersee auf dem Gipfel des Vulkans. Die Anstrengung war es wert!
Um uns von den Strapazen zu erholen, setzten wir unsere Reise in Richtung Westen fort, und erholten uns für ein paar Tage in Gisenyi, eine Kleinstadt, die direkt am Kivu See liegt. Von Gisenyi hat man eine Aussicht auf den Teil des Sees, der in der Demokratischen Republik Kongo ist.
Auch wenn wir unsere ersten paar Tage in Ruanda nicht uneingeschränkt genießen konnten, da wir uns um unsere verloren gegangenen Rucksäcke (gefüllt mit Souvenirs, die wir über die letzten Wochen angesammelt hatten) Sorgen machen mussten, ist uns das Land ans Herz gewachsen. Das Land und die Leute haben viel durchgemacht, aber sich schnell wieder aufgerappelt. Heute ist Ruanda ein Land das bekannt ist für seine Stabilität, Infrastruktur, Weltoffenheit, niedrige Korruptionsrate, und sein Umweltbewusstsein (Plastiksackerl findet man hier niergendwo). Das macht es leicht für Touristen, sich hier zu recht zu finden und willkommen zu fühlen!